Erstmal ein herzliches Hallo aus dem Ösi-Nachbarland
Frau Zander bat auch mich, meine Erfahrungen hier zu berichten und ich hoffe, ihr habt viel Zeit, diese zu lesen ;-)
Als meine Border-Hündin ca. 12 Jahr alt war, überlegte ich mir einen Zweithund für mich anzuschaffen. Es lebt noch ein Holländischer Schäfer bei uns, der gehört aber meiner bessern Hälfte. Ich hab also das Inet durchforstet und stieß auf den Fuchs. Ich schrieb Fuchshalter und auch das AAH an, um möglichst viele Infos im Vorfeld einzuholen. In Österreich ergab sich die Möglichkeit nicht, einen Fuchs "in Natura" zu erleben. Hier ist er zwar schon manchen Leuten, vorallem in der Agility-Szene bekannt, aber Vertretungen sind noch sehr rar gesät.
Nach langem Hin und Her entschied ich mich für einen Fuchs. Wir kamen also Freitag Mitternacht daheim an und ich holte ihn aus der Box. Völlig verschüchtert saß er im letzten Eck und ich befürchtete schon, einen Angsthasen erwischt zu haben. Dieser Eindruck erwies sich aber schnellstens als völlig falsch. Kaum im Garten erstmal ohne den "großen Hunden" den Boden unter den Füßen erreicht, war er weg. Nicht eine Sekunde in der er Körperkontakt suchte oder sich nach uns umdrehte. Die Begegnung mit unseren Großen war, auf grund der Uhrzeit erstmal auf den nächsten Tag verschoben worden.
Nächster Morgen, ca. 5.30 Uhr, der erste Spaziergang mit meinem Teddybär an der Leine und prompt die erste Hundebegegnung, bei der ich riesen große Augen machte. Mein Kleiner ging sofort auf den anderen, zwar erwachsenen aber kleinen Hund los. "Ok" dachte ich mir - "meine Erziehung kann das wohl noch nicht gewesen sein - er hat gerade mal ein paar Stunden bei mir geschlafen". Völlig überrumpelt von der Situation kam ich nach Hause und war auf die Begegnung mit unseren Hunden neugierig. Meine Hündin erklärte ihm sofort, dass sie keine Lust mehr auf spielen und Gezwicke hätte, der Rüde war etwas irritiert über diesen lästigen Winzling und hoffte wohl, dass er bald wieder weg sein würde.
Dies dauerte auch ein paar Wochen, dann übernahm er die Rolle des "guten Onkels" und ließ sich wirklich viel von ihm gefallen.
Auch die nächsten Spaziergänge erwiesen sich als sehr "unüblich". Von der Leine gelassen - egal wo - war er eine Staubwolke. Nase runter oder einfach stöbernd ließ er mich einfach stehen. Solch eine Selbstsicherheit kannte ich noch von keinem Welpen mit 8 Wochen. Also waren Spaziergänge gestrichen. Eine rein egoistische Handlung meinerseits, da ich nicht jeden Tag völlig depremiert heimkehren wollte. Ich ergriff lieber jede freie Minute, um mit ihm gemeinsam zu arbeiten.
Für mich ebenfalls unüblich, war das Urinieren in diesem Alter auf drei Beinen. Aufgrund seiner fehlenden Stubenreinheit, welche lange nicht in den Griff zu kriegen war, obwohl ich mir wochenlang alle zwei Stunden den Wecker stellte, nicht gerade erfreulich.
Wir haben mit dem Clickertraining und dem shapen begonnen - somit konnte er ein wenig seiner "Selbstentscheidungsfreude" nachkommen -und viele Tricks gelernt.
Im Auto heulte er anfangs wie ein Wolf, da mussten wir aber beide durch, da ich ihn zum Glück von Anfang an ins Büro mitnehmen durfte. Dadurch kam er auch gleich mit Straßenbahn, Autos, Mopeds usw zusammen. Ein "ich will dem Zeug da hinterher" war relativ schnell gegessen. Tendenzen zeigte er anfangs natürlich, aber wie gesagt, dass hatten wir bald im Griff.
Viel mehr hab ich derzeit immer noch das Problem der anderen Leute. Die sind nämlich immer alle nur für ihn da und alle würde er am liebsten begrüßen. Kommt in Wien nicht so gut an ;-)
Dann war da noch etwas: er schlief niemals
Diese typische Welpenregel: fressen, spielen, schlafen - das war völliger Nonsens für ihn. Er war immer auf den Beinen und im Gegensatz zu draußen, drinnen ständig hinter mir her. Egal wie lange wir arbeiteten oder spielten, egal wie lange er mit dem Holländer tobte, egal was er gerade Neues kennen lernte - dieser Hund wurde nie müde.
Und auch nächtens schlug er ständig lauthals an - da hörte er teilweise wohl die Regenwürmer husten.
Alles miteinander addiert muss ich gestehen, dass die Anfangszeit bei Gott keine leichte Zeit war.
Wir arbeiten derzeit in den Bereichen der UO, des Sportschutzes, des Trickdoggings und im Rettungshundedienst.
Meine Border-Hündin musste ich voriges Jahr von uns gehen lassen und es kam eine graue Schäferhündin zu uns ins Haus. Jetzt steht er als guter Onkel zur Verfügung und sie schenkt ihm mächtig ein ;-)
Andere Hunde auf der Straße sind immer "noch böse" und werden teilweise angegangen. Sind wir am arbeiten, lässt er sie jedoch links liegen.
Das jagen und stöbern haben wir ebenfalls in den Griff bekommen, obwohl ich meine Hand dafür noch nicht ins Feuer legen würde. Also würde vor uns ein Hase aufspringen, bin ich mir sicher, dass er hinterher wäre. Ist der aber etwas weiter weg, bleibt er bei mir, obwohl er ihn sehr wohl sieht.
Auch ohne Schafe, hoffe ich, ihn halbwegs sinnvoll auszulasten. Nach ca. 1 1/2 Jahren bin ich jetzt der Meinung, dass wir nach einer gewaltigen Um- und Einstellung meinerseits auf dem richtigen Weg für ein harmonisches Zusammenleben und Arbeiten sind.
Manchmal empfinde ich ihn immer noch sehr hippelig und zappelig, vorallem wenn wir irgendwo neu sind oder er aus dem Auto darf und gleich mal alles erkunden will. Daheim bzw. im Büro ist er aber total brav und schmusig, im Garten dreht er manchmal noch auf (wenn z.B. ein anderer Hund vorbei geht) - das ist mit ein Ziel, welches ich noch weiter verfolgen werde und hoffentlich über den Sommer in den Griff kriege.
Aber - auch auf Grund all der verschiedenen Meinungen anderer und meiner Vorkenntnis - ich konnte mir dies alles nur schwer vorstellen. Die ersten Monate hatte er mir wirklich viele Nerven gekostet. Leider habe ich mit dem Kauf eines Fuchses gleich drei weitere Leute unwillentlich mit dem Fuchs-Virus angesteckt. Die sahen ihn und meinten: ja, der ist lieb den will ich auch haben. Alle - durch die Bank - haben noch weit schwerwiegendere Probleme als ich. Ängstlichkeit - Bissigkeit - Aggressivität.
Bitte mich nicht falsch zu verstehen - ich schieb das bei Gott nicht auf den Hund. Leider konnte ich diese Leute vor dem Kauf nicht dazu überreden, sich das genauer zu überlegen. Also irgendwie auch mein Verschulden.
Ich hoffe für den Fuchs bzw. den Altdeutschen Hütehund im Allgemeinen, dass er nie in die "Verkaufsetage Modehund" wandert, da ich fest davon überzeugt bin, dass dies noch nie von Vorteil für irgendeine Rasse war. Dies war und ist auch mit ein Grund, warum ich mir keinen Border-Collie mehr nahm.
Anbei - bei Interesse - noch zwei Videos von uns. Das erste ist ein Werbedreh für eine Hundepension - da ist er von Anfang bis zum Ende zwar vertreten, aber immer nur relativ kurz. Zu diesem Zeitpunkt war er wirklich noch ein "Jungspund":
http://www.youtube.com/watch?v=0-12SwSQOjQ
Das zweite zeigt einen kurzen Ausschnitt bei unserem Rettungshundetraining:
http://www.youtube.com/watch?v=9PuUGLrNRpY&nofeather=True
LG