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Dienstag, 30. Juni 2015, 17:44

Carea leones und Frustrationstoleranz

Hallo,

seit einem halben Jahr besitze ich einen spanischen Tierheimhund (1 1/2 J. alt). Ich vermute, dass es sich bei ihm um einen Carea leones handelt, also dem Altdeutschen Tiger sehr ähnlich ist.
Er könnte als bestes Beispiel für schlechten Auslandstierschutz dienen, aber mittlerweile bekommen wir einige Probleme immer besser in den Griff durch einen Mix an körperlicher u. geistiger Auslastung, aber auch genügend Ruhephasen, da er außerhalb unseres Hauses und Gartens sehr stressanfällig war und manchmal noch ist.
Was noch nicht gut funktioniert, ist seine Frustrationstoleranz, die sich in einer starken Leinenaggression gegenüber anderen Hunden (im Freilauf super Sozialverhalten), Schafherden und manchmal Autos zeigt.
Am Anfang war diese Aggression sogar in extremen Fällen auf uns rückgerichtet, wenn wir ihn körperlich zu sehr daran gehindert hatten, zum Objekt seiner Begierde zu gelangen.
Ich denke, dass in diesem Bereich oder auch in der Impulskontrolle zu wenig bis gar nichts in seinem 1. Lebensjahr getan wurde.
Dazu kommt, dass er in 3 verschiedenen Tierheimen und dort in großen Rudeln lebte, also nie eingeschränkt war im Umgang mit anderen Hunden.

Darum bin ich immer interessiert an Infos, wie und ob man Frustrationstoleranz steigern kann. Vielleicht hat ja jemand ähnliche Erfahrungen gemacht oder kennt diese Rasse!

Heidi

Fortgeschrittener

Beiträge: 391

Wohnort: Nürnberg

Beruf: Altdeutscher Fuchs und Süddeutsche Schwarze

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Samstag, 4. Juli 2015, 14:25

Carea leones kenne ich leider nicht, aber ich kann dir vll ein paar Tips zur Steigerung der Frustrationstoleranz geben.
Im Prinzip sind alle Übungen geeignet, bei denen der Hund sich selbst kontrolliert - z.B. durch Blickkontakt oder Sitzen.
Du könntet ihn vor dem Füttern sitzen lassen und erst auf Kommando darf er an die Schüssel, ebenso kannst du beim Ball spielen, üben erst zu sitzen und erst nach Freigabe den Ball zu holen. Freilauf erst nach Blickkontakt, usw.
Mit meiner Füchsin habe ich bei Rehen und Hasen den Blickkontakt zu mir geklickert, sie zeigt mir zuverlässig, wo welche sind und holt sich anschließend ihr Leckerei ab - ohne hinterher zu rennen. Auf der Seite von Cumcane von Dr. Ute Blaschke-Berthold findest du weitere Anregungen dazu.
Viel Spaß und Dranbleiben - es lohnt sich
Viele Grüße
Heidi
Ein Hund hat die Seele eines Philosophen
Platon

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Sonntag, 5. Juli 2015, 10:51

Danke schön für die Antwort!
Die angegebene Internetseite habe ich eben nur kurz durchgeguckt und erstmal nichts zu diesem Thema gefunden. Aber ich schaue mir das später noch mal genauer an.
Viele solcher Übungen mache ich oft. Bei geringen bis mittleren Aufregern oder Reizen macht sich mittlerweile dadurch auch ein Erfolg und eine viel bessere Kontrolle über unseren Hund bemerkbar.
Teilweise hätte ich mir bei einigen dieser Situationen vor 2, 3 Monaten nicht vorstellen können, dass das überhaupt mal besser wird.
Der Schritt zum gelassenen Vorbeigehen z.B. an anderen Hunden ist aber noch riesengroß, und ich hoffe, dass sich sein Verhalten noch nicht zu sehr gefestigt hat.
Bisher habe ich sowohl im Netz als auch in der Fachliteratur nur wenig detailliertes Wissen über Frustration gefunden.
Mich interessiert es z.B., ob und wie sich Frust auszuhalten in diesen kleinen Schritten auf die "großen Sachen" übertragen lässt.
D.h. alle Übungen zur Impulskontrolle klappen hervorragend. Neben den künstlich herbeigeführten Situationen muß er ja eh tagtäglich Frust ertragen (ohne,dass er gleich ausflippt), etwa wenn er mal nicht zu unseren Kaninchen mitdarf, nicht jederzeit zur geliebten Nachbarshündin usw.
Bei Hundebegegnungen ist er aber so impulsiv und unansprechbar, dass ich oft denke, dass all die Mühe rein gar nicht fruchtet.
Steigert sich also durch möglichst viele solcher Dinge insgesamt seine Frustrationstoleranz oder kann es sogar sein, dass sich zuviel Frust aufstaut?
Dieses Gefühl hatte ich nämlich, als ich eine zeitlang als Zaungast bei meiner Trainerin und deren Gruppen dabei war. Sein Verhalten dort wurde zwar besser, aber der Frust wohl immer größer, da er ja nicht mit den anderen Hunden spielen oder sich auf sie stürzen konnte. Auf dem Nachhauseweg drehte er um so mehr durch...

Naja, er ist halt ein Hund zum Tüfteln!

Heidi

Fortgeschrittener

Beiträge: 391

Wohnort: Nürnberg

Beruf: Altdeutscher Fuchs und Süddeutsche Schwarze

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Sonntag, 5. Juli 2015, 15:47

Du hast ja schon viel erreicht.
Zur Leinenaggression, meine ich, daß die Ursache zum Einen wohl eher die Bereitschaft ALLES zu verteidigen ist,. Deshalb ist es bei den Hütern wohl auch so stark ausgeprägt.

Problematisch ist auch, daß die anderen Hunde i.d.R. nicht so richtig die Hundesprache beherrschen und "glotzen", bzw. fixieren, was bei den AH wiederum "den Kamm schwellen läßt". Meiner Meinung nach zu Recht. Nur haben deren Halter keine Ahnung, was ihr liegender und/oder glotzender "Dertutnix" gerade macht.
Zu dem Thema Hundebegegnungen kannst du auch auf o.g. Seite was finden.
Interessanterweise habe ich diesbezüglich bei den Leistungshüten, die ich gerne besuche, keine Diskussionen mit anderen Hunden, da sind überwiegend Hunde vertreten, die Hundesprache beherrschen. Meines Wissens nehmen es v.a. die Arbeitshunderassen bei Hundebegegnungen sehr genau, auch unter den selteneren Jagdhunderassen gibt es welche, die nicht "nur spielen wollen".
Im Alltag ist das mit meinen Beiden bei Hundebegegnungen sehr schwierig, aber ich klickere meine Hunde schon lange, mit Clickern und viel üben, war das Thema Leinepöbeln in 2 Wochen durch.
Noch eine kleine Anekdote: Treffen meine Hunde auf andere, schnüffeln unter Umständen ganz entspannt, der andere Hund wird gerufen, geht aber nicht, der Besitzer ruft ein zweites und ein drittes Mal, danach stürzt sich Betty mit Gebrüll auf den anderen - weil er nicht gehorcht.
Das macht Hundebegegnungen schwierig, ich weiß ja, daß sie nicht wirklich beißt bei der Aktion, aber häufig rastet der andere Hunde-Besitzer deshalb aus. Andererseits brauch ich dieses selbstständige Handeln an den Schafen, pfeife ich mehrmals ohne Reaktion, freut´s mich, wenn mein Hund, die Schafe zum Laufen bringt.


Zu dem "Hoch fahren" beim Anblick von Hunden:
Dies könnte evtl auch gewissermaßen antrainiert sein. Viele Hunde dürfen meiner Ansicht nach "zu viel" toben und spielen (auch in vielen Hundeschulen üblich), mit der Folge, daß sie beim Anblick von Hunden "einen Schalter umlegen", hochgradig gestresst sind und damit nicht mehr kontrollierbar. Das ist dann "erlernter Stress", hormonell gesteuert und "Hirn ausgeschaltet".
Ob dies bei deinem Hund zutrifft, kann ich nicht beurteilen.
Aber die AH sind prädestiniert darin, schnell "hoch zu fahren" - braucht man ja auch bei einem Arbeitshund ab und an. Andererseits tut es ihnen gut "Ruhe zu halten", nur ein ruhiger Hund ist lern- und aufnahmefähig. "Ruhe halten" lässt sich gewissermaßen auch trainieren, ich habe meine Betty immer weggepackt (ins Auto oder in die Box), sobald sie beim Training laut, bzw. hippelig wurde (Hochfahren kann auch durch Überforderung verursacht werden).


Auf jeden Fall wünsche ich dir weiterhin viel Erfolg und man wächst schließlich an seinen Aufgeben.
Viele Grüße Heidi

Ein Hund hat die Seele eines Philosophen
Platon