Moin Daniel,
pauschal den Leinenruck als Mittel bei Leinenzieherei zu empfehlen, finde ich ziemlich unangemessen. Vor Jahren (im letzten Jahrhundert) war das fast die einzige Methode, die man zu sehen bekam und das war selten schön. Eigentlich war ich froh, dass diese "Technik" inzwischen kaum noch sehen zu müssen. Es mag Einzelfälle geben, wo ein richtig angewandter Leinenruck nebenwirkungsfrei funktioniert, aber ich zweifle ein klein wenig daran, dass jemand, der bereits Probleme mit seinem Hund hat, so kalten Herzens den Leinenruck wohldosiert einsetzen kann, dass das eben nicht eskaliert. Weiter macht es eben doch einen Unterschied, ob der Hund 6kg, 32kg oder gar 50kg wiegt, da die aufzuwendende Kraft proportional zum Gewicht ist. Was bei dem Zwerg so leicht und harmlos aussieht, würde bei einem größeren Hund kaum noch machbar sein und die Kräfte, die nötig sind, damit ein größerer Hund sich in Sekundenbruchteilen um 180 Grad dreht, sind sicher bereits im tierschutzrelevanten Bereich. Nicht um sonst wird im Schutz- und Polizeidienst noch zusätzlich die Stachelhalsung verwendet, um die aversive Einwirkung mit geringerem Kraftaufwand zu erreichen.
Ich für meinen Teil beschränke mich keineswegs auf eine Methode. Nicht mal beim gleichen Hund. Die Motivation zum Ziehen ist ja auch von Hund zu Hund, ja, von Zeit zu Zeit, verschieden. Mein Standardprogramm für Hunde, die es einfach noch nicht gelernt haben an lockerer Leine zu laufen, ist das Stehenbleiben, wenn die Leine stramm wird und weiter geht es erst, wenn sie wieder locker wird. Je nach Aufregung des Hundes kommt dann auch noch das Umdrehen und Wechseln der Richtung hinzu. Sind die Hunde allerdings zu aufgeregt (etwa am Anfang des Spaziergangs oder nach "besonderen" Erlebnissen), dann funktioniert oft weder Stehenbleiben noch Umdrehen. Für diese Fälle trainiere ich ein mehr oder weniger formelles "Bei mir" auf. Das "Bei mir" bedeutet, dass die Hunde einen Umkreis von ca. 1m um mich nicht verlassen dürfen. Das kann man dann z.B. im Zusamenhang mit Hundbegegnungen nutzen oder wenn es gerade aus irgendeinem Grunde besonders aufregend ist.
Bei der Leinenzieherei ist es noch wichtiger, als bei anderen Dingen, dass man äußerst konsequent ist und das fällt eben schwer, weil man es eben doch hin und wieder eilig hat. Aber nur die Konsequenz hilft auf Dauer, wenn man es mit einem sehr geübtem Leinenzieher zu tun hat.
Besten Gruß,
Marco
PS: @Jenny Obedience-Ausbildung per Körpersprache? Das finde ich spannend! Welche Klasse läufst Du mit Deinem Hund?