Hallo miteinander.
Ich gebe mal wieder meinen Senf dazu.
Zunächst mal eine Frage: wenn ein 12 bis 15 -Jähriger, pupertierender Teenager seine Sexualität erfährt und den Mädels hinterhersteigt, sich wie ein italienischer Macho benimmt und vor lauter Kraft nicht mehr laufen kann, würdet ihr euch dann überlegen ob der kastriert werden soll? Bestimmt nicht und dies nicht nur weil er ein menschliches Wesen ist, oder?
Verhaltensbiologisch passiert nämlich folgendes (in kurzen Worten):
In der Pupertät (auch beim Hund) verändern sich Gehirnkonstellationen sehr drastisch. Regionen die für kindliche Verhaltensweisen von Geburt an vorgeprägt sind, bekommen eine neue Aufgabe "zugewiesen" und dies geschieht unter Einfluss der Hormone, welche in der Pupertät in überhöhter Dosis in den Körper abgegeben werden (bei Hündin wie beim Rüden). Erhöhte Hormondosen bedeuten Stress und der muss abgebaut werden. Kastriert man in dieser Situation, so wird die mentale Situation "eingefroren", d.b. der Hund verbleibt in dieser "Lernphase" und in seiner übersteigerten mentalen Stresssituation (kleinste Aufregungen verurachen übersteigerte Reaktionen).
Zudem wird der "Umbau" der Gehirnfunktionen gestoppt. Das Lernvermögen -welches sich in diesem Zeitraum auf niedrigstem Level befindet -wird sich nicht mehr verändern. Dies ist auch der Grund warum pupertierende Hunde alles bisher erlernte "in Frage stellen" oder scheinbar alles vergessen haben. Die biologisch vorgegebene "Umbauphase", vom juvenilen (jugendlichen) Hund zum erwachsenen und ausgeglichenen Hund, wird durch die Kastration abrupt gestoppt und kann nie weiter fortgesetzt werden weil die dazu notwendigen Hormone nicht mehr produziert werden. Übrigens: Deshalb ist Kastration zur Korrektur von aggressivem Verhalten das unsinnigste Instrument welches man sich vorstellen kann. Das einzige Resultat wäre die Gewichtszunahme durch reduzierten Energiebedarf (wegen der eingestellten Hormonproduktion) und die darauf folgende Trägheit und Faulheit.
Mein Tipp: wenn es zu viel wird, lass den Racker chippen damit die Hormonproduktion etwas gedämpft wird (Dosierung niedrig ansetzen) und dann abwarten. Lass die Zeit vergehen und erfreue dich über lange Jahre an einen reifen und ausgeglichenen Hund.
Vergleicht das mal mit dem Beispiel bei menschlichen Kastraten
Ach, Übrigens, nur so mal nebenbei angemerkt: Das Entfernen von Körperteilen (und dazu gehört die Kastration!) ohne medizinische Notwendigkeit ist laut Tierschutzgesetz verboten. (Ich wünsche mir, dass der Tierschutz und die Tierärzte sich daran erinnern)
Wenn Lektüre hier weiterhelfen soll, so empfehle ich ein sehr interessantes Buch von dem wohl namhaftesten Verhaltensbiologen den wir in Deutschland haben, Dr. Udo Gansloßer (
www.ganslosser.de)
"Kastration und Verhalten beim Hund" von Udo Gansloßer und Sophie Strodtbeck (z.B. bei Amazon.de erhältlich)
Lasst mich wissen was Ihr darüber denkt ...